Expressive Bildteppiche im Grassi Museum Leipzig
Expressive Bildteppiche. Johanna Schütz-Wolff.
Mit der Ausstellung "Expressive Bildteppiche" zeigt das Grassi-Museum vom 21.5 - 20.9.2015 rund 20 großformatige Wandbehänge mit abstrakten Figurenkompositionen der Künstlerin Johanna Schütz-Wolff (1896 – 1965). Die Arbeiten von Johanna Schütz-Wolff bestechen durch ihre in fein abgestuften Schattierungen gewebte Figuren, die auf dem meist dunklen Grund aus der Tiefe zu schweben scheinen.
Zellwolle, Leinen- und Köperbindung. Höhe: 190 cm, Breite 180 cm. ©Nachlass Johanna Schütz-Wolff .
Bildteppich „Frau unter Bäumen“. Johanna Schütz-Wolff. Hamburg, 1949. Wolle, Bildwirkerei. Höhe: 190 cm, Breite 130 cm.
©Nachlass Johanna Schütz-Wolff.
Bildteppich „Der Tote“ (Fragment). Johanna Schütz-Wolff.
Schwabendorf bei Marburg, 1930. Wolle, Leinen- und Köperbindung, gestickte Konturen. Höhe: 220 cm, Breite 210 cm.
©Nachlass Johanna Schütz-Wolff.
Bildteppich „Mutter und Kind II“. Johanna Schütz-Wolff. Schwabendorf bei Marburg, 1931. Wolle, Leinen- und Köperbindung, gestickte Konturen. Höhe: 200 cm, Breite 240 cm. ©Nachlass Johanna Schütz-Wolff.
Johanna Schütz-Wolff kam eher zufällig zur Bildweberei. Ausgebildet an der Hallenser Burg Giebichenstein zunächst in Grafik und Schriftkunst (1915-1918), setzte sie ihr Studium an der Münchner Kunstgewerbeschule fort und kehrte 1919 nach Halle/Saale zurück. Hier baute sie auf Wunsch ihres ehemaligen Lehrers, Paul Thiersch, die neue Webklasse auf. In dieser frühen Zeit entstandene Grafiken und Gouachen bilden den Auftakt der Ausstellung.
Ohne eine klassische Webausbildung, nur mit Grundkenntnissen der Weberei, konnte Johanna Schütz-Wolff neue Wege gehen. Ihre Bildgewebe entstanden ohne die übliche große, farbige Vorzeichnung direkt am Webstuhl. Auch bezog sie bewusst die Wirkung der Kettfäden in die Gestaltung mit ein, die bei der traditionellen Gobelintechnik völlig verdeckt sind. So konnte sie fein abgestufte Schattierungen weben, die ihren Figuren Plastizität gaben.
Ihre eigenen, anfangs noch stark farbigen, bald jedoch auf schwarzen Grund, Naturtöne und wenige Farbakzente reduzierten Bildteppiche fanden sehr schnell große Beachtung. Sie war auf vielen Kunstschauen gemeinsam mit den führenden Künstlern des deutschen Expressionismus vertreten und bekam 1928 auf der Ausstellung „Deutsche Kunst“ in Düsseldorf eine Silbermedaille für ihren Bildteppich „Liegende“, der zu den Exponaten der Ausstellung gehört.
Dieser Erfolg brach 1933 abrupt ab. Johanna Schütz-Wolff wurde vom offiziellen Kunstbetrieb ignoriert und fand nur noch im kirchlichen Bereich eingeschränkte Arbeits- und Ausstellungsmöglichkeiten. Beim Besuch der Ausstellung „Entartete Kunst“ 1937 in München, wo eine ihrer Arbeiten gezeigt wurde, erkannte sie die von der nationalsozialistischen Kunstpolitik ausgehende Gefahr. Als 1938 eine Hausdurchsuchung durch die Gestapo drohte, zerschnitt sie in einer Nacht 12 ihrer großformatigen Wandbehänge in kleine Stücke und zerstörte sie. Lediglich Schwarzweißfotografien sind erhalten, die in der Ausstellung als mediale Präsentation zusammen mit dem einzigen erhaltenen Fragment dieser Vernichtungsaktion den existierenden Arbeiten gegenübergestellt werden.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges konnte Johanna Schütz-Wolff sehr bald an die Erfolge während der Zeit der Weimarer Republik anknüpfen. Sie kehrte zu ihrer eigenen Webtechnik zurück und schuf mehrere großformatige Wandbehänge, die an die Arbeiten der 1930er Jahre anknüpfen. Einer dieser Bildteppiche ist die 4,5 m breite Arbeit „Frau vor Landschaft“ von 1954, der auch in der Ausstellung des GRASSI Museums zu sehen ist. Daneben experimentierte sie mit anderen stilistischen Mitteln und setzte Elemente ihrer zeitgleich entstehenden Grafik in Bildteppiche um. In der Ausstellung werden neben bekannten Arbeiten auch solche gezeigt, die noch nie öffentlich präsentiert wurden.
In den 1950er und 1960er Jahren entstanden mehrere große Arbeiten, die nicht auf das Material Textil beschränkt blieben. Für die IGA (Internationale Gartenausstellung) 1953 in Hamburg entwarf sie die große Wandgestaltung „Drei ruhende Frauen“ aus gebogenen Metallrohren. Diese Arbeit ist nicht erhalten, aber als wichtiger Teil ihres Gesamtwerks in einer Fotodokumentation zu erleben.
EXPRESSIVE BILDTEPPICHE.
Johanna Schütz-Wolff
21.5. – 20.9.2015
GRASSI Museum für Angewandte Kunst
Johannisplatz 5-11
04103 Leipzig
Tel.: +49 (0)341 / 22 29 100
www.grassimuseum.de
Öffnungszeiten:
Di - So, Feiertage 10 - 18 Uhr.
Mo geschlossen.
Eintritt: 8 €, ermäßigt 5,50 € bzw. 4 €.
Bis 18 Jahre frei.