WissensNacht Ruhr im Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr
Kunst und Wissenschaft im Dialog
Einblicke in die Forschungslandschaft des Ruhrgebiets bietet die WissensNacht Ruhr, die am 30. September
2016 stattgefunden hat. Zahlreiche Forschungsmetropolen im Ruhrgebiet stellten sich den interessierten Bürgern vor.
Wir haben uns das Kunstmuseum in Mülheim an der Ruhr angesehen, in dem die private Kunstsammlung des Chemikers und
Nobelpreisträgers Karl Ziegler ausgestellt wird.
Blick in die Sammlung Ziegler
Aktuelle Ausstellung: Werke von Hannah Höch.
Herbstsonniger Ort; Paul Klee, 1921.
Im Rahmen der Wissensnacht Ruhr haben wir das Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr besucht, um Einblicke in die Wechselwirkung von Wissenschaft und Kunst zu erlangen.
Gemeinsam mit seiner Frau Maria Ziegler hat der Chemiker und Nobelpreisträger Karl Ziegler (1898 - 1973) seit den 50er Jahren eine hochwertige Sammlung zur Kunst des Expressionismus und der Klassischen Moderne aufgebaut. Dabei konnten sie die Einnahmen aus seinen Patentrechten für die Normaldruckpolymerisation nutzen, die den Weg für die Herstellung und damit für die weltweite Produktion von Polyethylen-Kunststoffen ebneten.
Bei der Auswahl Ihrer Bilder ließen sich die Eheleute meist von ihrer eigenen Intuition leiten. Die Sammlung besteht aus einer Vielzahl hochkarätiger Bilder von August Macke, Emil Nolde, Franz Marc, Lyonel Feininger, Erich Heckel, Alexej Jawlensky und Paul Klee. Dabei zeigen die expressionistischen Werke den auch in der Wissenschaft anzutreffenden Anspruch, hinter das Augenscheinliche zu blicken: "Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar", so Paul Klee. Die fortwährende Abstraktion, die Reduktion von Farben und Formen führt letztendlich zum gegenstandslosen Bild. Dabei ist für Paul Klee, wie für viele seiner Zeitgenossen, der Einfluß der Relativitätstheorien Einsteins bezeichnend, wenn er betont, dass jetzt "die Relativität der sichtbaren Dinge offenbar gemacht" werde. Ebenso zeigt sich der Einfluss von Einsteins Theorien in seinem Anspruch, dass sich das Licht "zur darstellerischen Selbstständigkeit" erheben solle - ganz im Sinne der radikal neue Sichtweise, die Einstein 1905 mit seiner Lichtquantenhypothese formuliert hatte und für die er 1921 den Nobelpreis der Physik erhielt.
Für Franz Marc ist die Auseinandersetzung mit der Darwinschen Evolutionstheorie eine Quelle der Inspiration. Seine frühen Werke zeigen in idyllischer Weise Tiere mit menschlichen Zügen. Damit wird die verwandschaftliche Nähe des Menschen zum Tierreich unmittelbar erfahrbar gemacht. Spätere Arbeiten von Franc Marc zeigen hingegen die unbändige Energie von Tieren wie Wildpferden und betonen damit die Einsicht, dass Tiere auch selbstbestimmte Wesen sind.
Die Ausstellung in der Sammlung Ziegler gibt einen erfrischenden Einblick in eine künstlerische Epoche, die vom Nationalsozialismus unterdrückt wurde und zahlreiche Wissenschaftler wie Einstein und Künstler wie Feininger zur Emigration in die USA bewog: "Ich fühle mich 25 Jahre jünger, seit ich weiß, dass ich in ein Land gehe, wo Phantasie in der Kunst und Abstraktion nicht als absolutes Verbrechen gelten wie hier."
In seiner aktuellen Ausstellung zeigt das Kunstmuseum weitere kraftvolle Werke von der Künstlerin und Avantgardistin Hannah Höch (1889 - 1978), die zahlreiche Frauen, Mütter und Paare porträtierte. Dabei hat sich Höch weniger für die emanzipierte Frau, sondern mehr für die leistungsfähige Frau und ihre Werte interessiert.
Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr
Stiftung Sammlung Ziegler
Hannah Höch. Revolutionärin der Kunst
11.9.2016 - 8.1.2017
Synagogenplatz 1
45368 Mülheim an der Ruhr
www.stiftung-sammlung-ziegler.de