Unheimlich real
UNHEIMLICH REAL. Italienische Malerei der 1920er Jahre.
Mit der umfassenden Ausstellung Unheimlich real. Italienische Malerei der 1920er Jahre präsentiert das Folkwang Museum Essen bis zum 13.1.2019 rund 80 Gemälde des Magischen Realismus. Diese Kunstbewegung entsteht nach dem Ersten Weltkrieg in Italien parallel zur Neuen Sachlichkeit in Deutschland.
Blumentöpfe auf dem Fensterbrett
Ubaldo Oppi.Ritratto della moglie sullo sfondo di Venezia, 1921. Die Frau des Künstlers vor venezianischer Kulisse.
Öl auf Leinwand, 120 x 100 cm. © Carlo Baroni, Rovereto
Antonio Donghi. Donna al caffè, 1931. Frau im Café.. Öl auf Leinwand, 80 x 60 cm. © Archivio Fotografico – Fondazione Musei Civici di Venezia. Foto: Franzini C.
Giorgio de Chirico. Piazza d’Italia (Souvenir d’Italie), 1924-25. Italienischer Platz (Souvenir aus Italien). Öl auf Leinwand, 60 x 73 cm. Rovereto, MART-Museo di arte moderna e contemporanea di
Trento e Rovereto. © MART-Archivio Fotografico e Mediateca.
© VG Bild-Kunst, Bonn 2018
Herausragende Werke wichtiger Protagonisten wie Felice Casorati, Antonio Donghi und Ubaldo Oppi sind ebenso in der Schau vertreten wie die einflussreichen Gemälde von Giorgio de Chirico und Carlo Carrà. Damit findet erstmalig in Deutschland eine umfangreiche Präsentation dieser Werke statt, die Besucher können eine Stilrichtung der Klassischen Moderne neu entdecken.
Nach den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges kehren in Europa und darüber hinaus viele Künstler zu einer realistischen Darstellung zurück und wenden sich endgültig vom Expressionismus ab. Anknüpfend an die metaphysische Malerei von Giorgio de Chirico und Carlo Carrà sowie den im Pariser Neoklassizismus ausgerufenen „rappel à l‘ordre“, also die Rückkehr zur Ordnung, lassen die Maler und Malerinnen auf ihren Gemälden die Zeit stillstehen. Sie fügen ihren realistischen Darstellungen eine traumhafte, unheimliche, mitunter befremdliche Anmutung hinzu. Die Gemälde zeigen ihre Gegenstände klar und deutlich, atmosphärisch und thematisch bleiben
sie jedoch rätselhaft. Entstanden sind stimmungsvolle Bilder von hoher malerischer Qualität in zuweilen einnehmend leuchtenden Farben. Voraussetzung war die Beschäftigung der
Künstler mit der Malerei des Quattrocento, beispielsweise von Piero della Francesca oder
Masaccio, an deren detailgetreuer Abbildung und perspektivischer Zeichnung sie anknüpfen.
Die Ausstellung zeigt die Gemälde in thematischen Räumen, die von Frauenprotraits bis hin zu Darstellungen von Architektur reichen. Die neun Themengruppen verdeutlichen, dass der Magische Realismus keineswegs eine in sich geschlossene Gruppe von Künstlern bezeichnet. Dennoch verbindet sie bei aller Vielfältigkeit der einzelnen künstlerischen Ansätze eine gemeinsame Stimmung. Der Begriff „Magischer Realismus“, vom Kunsthistoriker Franz Roh 1925 geprägt, beschreibt diese rätselhafte Atmosphäre, in welcher die Dinge in der Schwebe bleiben: „Mit ‚magisch‘ im Gegensatz zu ‚mystisch‘ sollte angedeutet sein, dass das Geheimnis nicht in die dargestellte Welt eingeht, sondern sich hinter ihr zurückhält.“
Mit der Machtübernahme Mussolinis 1922 entwickelt sich die Kunst in Italien vor der Folie einer faschistisch geprägten Gesellschaft. Es mag an der politischen Situation dieser Jahre gelegen
haben, dass die durch ihre Zweideutigkeit häufig Befremden auslösenden Gemälde in den letzten
Jahrzehnten wenig beachtet worden sind. Begleitet wird die Ausstellung von einem historischen
Abriss zu Italien und den künstlerischen Gruppierungen und Ansätzen sowie von italienischen Plakaten aus der Zeit und einem vom Filmexperten Olaf Möller kuratierten Filmprogramm.
Peter Gorschlüter: „Ich freue mich, dass die Ausstellung einen Einblick in jene Zeit vermittelt, die in der kunsthistorischen Forschung lange Zeit ein Schattendasein führte, und eine neue umfassende Betrachtung der Werke ermöglicht, die aus zahlreichen institutionellen wie privaten
Sammlungen zusammengetragen wurden. In dieser Hinsicht ist auch das wissenschaftliche
Symposium, das die Ausstellung begleiten wird, ein wichtiger Bestandteil unseres Ansatzes, diese
Stilrichtung ausgiebiger zu betrachten.“
UNHEIMLICH REAL.
Italienische Malerei der 1920er Jahre.
28. September 2018 – 13. Januar 2019
Museum Folkwang
Museumsplatz 1
45128 Essen
Tel.: +49 (0)201 - 8845 444
www.museum-folkwang.de
Il Giocoliere, 1936
Der Jongleur.
Daphne Maugham Casorati. La colazione, 1929.
Das Frühstück. Öl auf Leinwand, 121 x 100 cm.
© Artifigurative di Alberto Rodella, Crespellano (BO).
montiert, verformt, matt glasiert