Pilze als bebrannte Kunstwerke
Wie ein Pilz unter den Händen von Anne M. Paas zum Kunstwerk wird
"Es gibt sehr viele Schritte und wenn dann das fertige Bild vor mir liegt, ist das immer wieder ein schönes Gefühl." - Anne M. Paas durchstreift tagelang die Wälder um Pilze zu finden. Dabei begibt sie sich nicht auf die Suche nach eßbaren Pilzsorten, wie dies zahlreiche Pilzsammler tun. Sie sucht vielmehr einen besonderen Pilz, der sich für ihre weltweit einzigartige Kunst der Pilz-Pyrographie eignet und nur an Bäumen wächst. Der Fichtenporling - Fomitopsis pinicola - ist der einzige Pilz, den sie für ihre Brennzeichnungen verwenden kann. Er findet sich an geschwächten oder abgestorbenen Nadel- und Laubbäumen, bevorzugt aber an Fichten. Dabei hat sie den Wachstumszyklus des Fichtenporlings intensiv erforscht, um das richtige Gespür für den optimalen Erntezeitpunkt des Pilzes zu erlangen.
Frettchen - Brennzeichnung von Anne M. Paas auf dem Fichtenporling.
Kunstwerk auf Pilz - Rehbock von Anne M. Paas.
Von der Musik zur Malerei
Zu Ihrer Kunst hat die erfolgreiche Instrumental-Pädagogin und Sopranistin mit Auftritten in Ostasien und in den USA durch ihre zweite Liebe - die Malerei - gefunden. In ihren Zeichnungen auf Papier porträtierte sie zahlreiche Tiere und Menschen, die in ihren Werken zu Persönlichkeiten wurden. Schließlich brannte sie ihre Porträts auch auf Holz. Dann kam ihr der Zufall zu Hilfe. Bei ihren Eltern fand sie einige Exemplare des Fichtenporlings, die sie mit ihren Brennzeichnungen verschönerte und ein plastischeres und kontrastreicheres Bild boten als die Brennmalerei auf Holz. Aber es brauchte noch mehrere Jahre um die Technik zur Perfektion zu bringen. Die Pilze bieten immer ein 3-dimensionales Bild mit unterschiedlichen Wölbungen. Und auch die Zeichnung der Pilze an sich ist individuell. Dies muss Anne M. Paas immer wieder berücksichtigen um eine geeignete Zeichnung auf den Pilz zu brennen, damit diese mit dem Pilz zu einer unverwechselbaren Einheit wird. Als jahrelange Musikerin legt sie auch in der Malerei besonderen Wert auf die Ästhetik und die Harmonie ihrer Arbeiten.
Der Zufall trägt Früchte
Nicht jeder Pilz ist geeignet für die Kunst der Pyrographie. Von über 80 verschiedenen Baumpilzarten in Deutschland eignet sich nur der Fichtenporling für eine dauerhaft haltbare Brennzeichnung. Darüber hinaus weist nur jeder 10. Fichtenporling optimale Eigenschaften auf und selbst die Erntezeit des Pilzes ist auf wenige Tage innerhalb des Wachstumszyklus beschränkt, so dass die Suche nach geeigneten Exemplaren sehr zeitintensiv ist.
Malerei im Einklang mit der Natur
Kein Pilz gleicht dem anderen, auch Einwachsungen von kleinen Ästchen und Gras kommen vor. Es gibt auch Doppel- und mehrfach ineinandergewachsene Pilze. Dies muss alles bei der Komposition des Bildes berücksichtigt werden um ein stimmungsvolles Gesamtbild zu erzielen. Auch die Brenntechnik braucht jahrelange Übung, denn nachtägliche Korrekturen sind fast unmöglich.
Weltweit ist Anne M. Paas die Einzige, die die Kunst der Pyrographie auf dem Fichtenporling entwickelt hat und ihre Techniken fortwährend verfeinert.